Dalits-Gemeinschaften stärken
Sie werden bis heute vor allem in den ländlichen Gebieten diskriminiert, werden mitunter verfolgt, sind gewalttätigen Angriffen ausgesetzt und leben vielfach in ärmsten Verhältnissen. Die hinduistischen Dalits zählen im zwar formal abgeschafften, aber nach wie vor real existierenden indischen Kastensystem - gemeinsam etwa mit Muslimen, Buddhisten und Christen - zur Gruppe der "Unberührbaren", der untersten Stufe. Innerhalb dieser"Kaste" gibt es weitere Abstufungen: Ganz unten in der Hierarchie finden sich die Musahars, die vorwiegend in den nordindischen Bundesstaaten Uttar Pradesh und Bihar leben.
Bereits seit 2001 bemühen sich die Missionsärztlichen Schwestern (MMS) unter der derzeitigen Leitung von Sr. Smita Parmar darum, die Lebensumstände von Dalit-Familien in der Region um die Stadt Hajipur im Bundesstaat Bihar zu verbessern. Bihar - an der Grenze zu Nepal gelegen - gilt überhaupt als ärmster und unterentwickeltster Bundesstaat Indiens.
Stand zunächst die Organisation von Frauen in verschiedenen Selbsthilfegruppen im Mittelpunkt der Arbeit der MMS, wurde das Programm schließlich auf Kinder und Jugendliche ausgeweitet. Und zuletzt wurden auch Männer verstärkt in alle Entwicklungsbemühungen eingebunden. Denn positive Veränderungen in den Dörfern lassen sich letztlich nur erreichen, wenn Männer ihre Rolle als verantwortungsbewusste Familienväter wahr nehmen.
Aktivitäten
Die eigenen Rechte einfordern, sich gegen Übergriffe wehren, Informationen austauschen, neue wirtschaftliche Möglichkeiten ausloten, regelmäßige Gruppentreffen und ähnliches mehr - all diese Aktivitäten zielen darauf ab, die Dalits-Gemeinschaften in rund dreißig Dörfern zu unterstützen und es ihnen so zu ermöglichen, die eigenen Lebensumstände zu verbessern.
In den Kinder und Jugendgruppen gibt es etwa eigene Lernkreise, die sich gegenseitig helfen, damit Kinder zum Beispiel in eine der staatlichen Schulen aufgenommen werden können. Gemeinsame Freizeitaktivitäten, Ausflüge und Feste gehören ebenso dazu. In jedem Dorf wurden zudem Kinderschutzkomitees aufgebaut, die in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden gegen Kinderheirat , Kinderarbeit und Kinderhandel aktiv werden.
Die Erwachsenen werden etwa auch bei Amtswegen und Interventionen gegenüber staatlichen Behörden unterstützt. So konnten Pensionen für Witwen, Hilfe für behinderte und alte Menschen, Unterstützungen für den Hausbau, für Brunnen, Straßen und Gemeinschaftsräume ermöglicht bzw. erstritten werden.
Team
Das gesamte Projekt wird von der lokalen sozialen Einrichtung der Schwestern in Hajipur - "Swabhiman Lok Seva Sansthan (SLSS)" - umgesetzt. Sr. Smita Parmar leiten zusammen mit einer Mitschwester das Team, die fünf Voll- und Teilzeitmitarbeiterinnen stammen selbst aus Dalit-Familien und wurden für ihre Arbeit eigens ausgebildet. Die kleine Organisation setzt auch (erfolgreich) auf die Vernetzung mit unterschiedlichen Akteuren wie andere kirchliche Institutionen, die Medien, lokale Behörden, Geschäftstreibende.
All diese Aktivitäten für und mit den Dalits-Gemeinschaften stoßen (naturgemäß?) auch auf Widerstand - höhere Kastengruppen werten das mitunter als Gefährdung ihrer Vormachtstellung. Bedrohungen und Übergriffe (auch auf SLSS) wurden zuletzt auch aufgrund des verschärften politischen Klimas in Indien häufiger. Durch Einbindung der lokalen Behörden und der Forderung, dass die Gesetze befolgt und Zuwiderhandeln bestraft wird, hat es das Team bisher gut geschafft, sich gegen Übergriffe zu wappnen.
Finanzielle Unterstützung aus Österreich
Das "Dalit-Projekt" der Missionsärztlichen Schwestern wird von der DKA Austria (Hilfswerk der katholischen Jungschar), der Hilfsorganisation Jugend Eine Welt gemeinsam mit dem Verein "Freunde Anna Dengel" unterstützt.
MMS Schwester Smita Parmar (li) - hier auf einem Foto bei ihrem Besuch in der Heimat von Anna Dengel, Sommer 2019.
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