Die Hoffnung schwindet
Die Missionsärztlichen Schwestern (MMS) stehen in vielen Ländern Afrikas weiterhin an vorderster Front im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus - wie im Krankenhaus Attat in Äthiopien. Seit Anfang Juni steigt jedoch in vielen Staaten die Zahl der Corona-Infizierten deutlich an.
(26. Juni 2020) - Lange Zeit hat es so ausgesehen, als würde sich das Corona-Virus am afrikanischen Kontinent nicht so schlimm ausbreiten wie etwa in Europa. Doch seit Anfang Juni schmilzt diese Hoffnung zusehends dahin - die Fallzahlen steigen, zwar länderweise unterschiedlich, rapide an. Wie etwa in Äthiopien: Hier wurde Ende Juni die Schwelle von 5000 Fällen überschritten (bei mehr als 80 Todesfällen). Corona-Infizierte gibt es nun praktisch in jeder Region des Landes.
Im Krankenhaus Attat - in der Gurage-Region rund 180 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Addis Abeba gelegen - hat man schon vor Monaten Vorsorgemaßnahmen getroffen, wie getrennte Ein- und Ausgänge samt „Screenings“ aller Neuankömmlinge. Patienten und Angehörige tragen selbstverständlich Masken, Dank einer Hilfslieferung ist man mit diesen jetzt ausreichend versorgt. Noch ist die Lage dort relativ ruhig, wie uns jüngst die die Ärztliche Leiterin, die deutsche „Medical Mission Sister“ Dr. Rita Schiffer, berichtete: „Wir hatten noch keinen Corona-Fall im Haus, in der näheren Umgebung gab es zuletzt zwei Fälle.“
Reduzierter Betrieb
Von allen Verstorbenen sowie jenen Patienten mit Lungenentzündung werden Abstriche gemacht und zur Auswertung in Labors in die Hauptstadt geschickt. Bisher „waren alle negativ“. Das hauseigene Public-Health-Team ist „unermüdlich in unserem Einzugsgebiet von Haus zu Haus unterwegs, um die Leute vor Ort zu informieren und Rat zu geben. Als Dank für diesen Einsatz gibt es einen Lohnzuschlag.“
An den Eingängen ins Krankenhaus werden weiterhin alle Personen "gescreent" und ihre Temperatur gemessen (Bilder oben).
Im Ambulanzbereich (links) heißt es für alle: Abstand halten. Nur etwa die Hälfte der sonst üblichen Zahl von rund 300 Patienten täglich kommen zur Zeit in die Ambulanz.
Händewaschen und Masken tragen zählen ohnehin zum Standardritual.
Bevölkern normalerweise 300 Patienten täglich die Ambulanz, haben „wir jetzt gerade einmal die Hälfte“. Neben der Angst vor dem Virus mag die nun herrschende Regenzeit, in der „alle Leute auf den Feldern arbeiten“, ebenso für den Patientenschwund verantwortlich sein wie die nun doppelt so hohen Preise für den Rettungstransport, da in den Krankenwagen nur die Hälfte der ansonsten üblichen Anzahl von Patienten geführt werden darf. Schiffer: „In unserer Geburtenstation haben wir immer noch genug zu tun, die Zahl der Operationen hat sich im Moment halbiert.“
Suche nach Medikamenten
Organisieren und improvisieren, Material beschaffen und vieles mehr gehört für Sr. Rita neben ihrer medizinischen Tätigkeit schon in Normalzeiten zum alltäglichen Geschäft. Die Beschaffung von „Betriebsmitteln für ein Krankenhaus“ ist in Coronazeiten noch etwas schwieriger geworden. Sr. Rita: „Unser Apotheker ist jetzt gerade in Addis auf der Suche nach notwendigen Medikamenten, wir hoffen, er findet auch was.“ Gerade besonders benötigt: Latex-Handschuhe. Die „sind schon in Normalzeiten wichtig, jetzt sind sie aber besonders begehrt - was zur Folge hat, dass die Preise dafür deutlich in die Höhe gehen.“ Normal werden in Attat 1800 Pakete mit je 100 Einmalhandschuhen im Jahr verbraucht, diese „Menge muss man erst einmal auftreiben.“
In der Bevölkerung hat sich mittlerweile so etwas wie eine „Corona-Normalität“ eingebürgert. Lockdown hin oder her - viele der Menschen müssen einfach arbeiten gehen, um das Überleben für sich und ihre Familie abzusichern. „Eine der großen Herausforderung sind Beerdigungen, deren Rituale normalerweise sehr viele Menschen anziehen – es fällt vielen schwer, bei einem Todesfall nicht zu erscheinen“, erzählt Sr. Rita. Gerade Trauerfeiern gelten als einer jener Orte, an dem sich „das Virus“ besonders gut verbreiten kann. Deshalb sind große Trauer-Veranstaltungen im Land weiterhin untersagt.
Spendenaufruf der Freunde Anna Dengel
„Die Freunde Anna Dengel bitten weiterhin um Spenden, damit die wichtige Arbeit der MMS-Schwestern auch während der Corona-Pandemie weiter unterstützt werden kann“, sagt Obmann Reinhard Heiserer.
Spendenkonto Verein Freunde Anna Dengel:
RLB Tirol - IBAN: AT57 3600 0002 0002 4000.